Sterben am Meer

Unterwegs haben wir erfahren, dass wir am Meer sterben...

und auf dem Weg nachhause neu geboren werden.

 

Sterben habe ich nicht vor, aber es geht ums loslassen, darum, das zurückzulassen, was wir nicht mehr brauchen können, was uns nicht mehr dient - es hier zu begraben, so dass wir daheim etwas Neues beginnen können.

 

Nun, es gibt schon einiges, wovon ich mich gerne verabschieden möchte, das ich hier sterben lassen will.

 

Auf dem ganzen Weg wurde ich immer wieder darauf gestoßen, dass ich besser auf mich selbst achten muss.

Eigentlich hätte ich vor meiner Reise gesagt, dass ich das schon ganz gut kann, aber ich habe doch immer wieder festgestellt, wie sehr ich doch darauf achte, dass es dem anderen gut geht, auch wenn ich mich dabei hintenanstellen muss. Es ist aber auch so verflixt schwer für mich, andere zu enttäuschen.

Und so werde ich meine Tendenz hier zurücklassen, zuerst für den anderen zu sorgen.

Im Flieger wird bei der Sicherheitsdemo immer wieder gesagt, dass die Erwachsenen sich selbst zuerst die Sauerstoffmaske überziehen sollen und erst dann den Kindern. Was nützt es dem anderen, wenn ich in Atemnot gerate, weil mein Sauerstoff nicht ausreicht, für ihn sorgen zu können.

Also werde ich zuerst mich darum kümmern, dass ich selbst genügend Puste und Energie habe und dann für die Wünsche und Bedürfnisse anderer sorgen.

 

Und noch etwas darf ich hier sterben lassen:

die Hektik, von der ich mich daheim oft anstecken lasse.
Ich habe sehr deutlich bemerkt, wie viel Ruhe und Zeit ich brauche, wie dringend ich auch das zeitweise Alleinsein brauche, um in meine eigene Kraft und Ruhe zu kommen. Bisher habe ich mich daheim davon aber immer wieder ablenken lassen.

Natur, Bewegung, Alleinsein und ein Kraftplatz - dafür werde ich daheim sorgen.

Den Kraftplatz muss ich mir allerdings erst noch suchen. Hier gab es viele Orte, an denen ich verweilen und Kraft schöpfen konnte. Daheim ist es nicht so einfach, einen natürlichen, schönen Platz abseits von Trubel und Großstadtlärm in der Nähe zu finden.

 

Ich habe auf meiner Reise auch gelernt, den Weg zu genießen, ganz auf dem Weg zu sein, ohne ständig ans Ankommen zu denken oder mehr am Ziel als auf dem Weg zu sein.

Das darf ich jetzt wohl mit in den Alltag nehmen und mich auf meinen Weg ins "Neue Leben" freuen.

 

Aber noch habe ich ja ein paar Tage Zeit, denn morgen gehts erstmal auf einem schönen Küstenweg nach Finisterre und dann nochmal nen Tag nach Santiago.

 


Muxia

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