Begegnungen III: "Du tust ja nix"

Gerade werde ich mal wieder gefragt, ob ich denn auch arbeite. Ich antworte darauf gerne dass meine heutige Arbeit "22km laufen" ist. Die Frage ist dann wie meist "Na, ich meine richtig arbeiten?"

Was ist denn "richtige Arbeit?"

Eva schaltet sich ein. Sie kennt die Zweifel anderer an dem, was sie tut. Sie kennt die Bewertung anderer, dass sie ja eigentlich gar nichts macht, nur einfach dasitzt.

Eva ist Heilerziehungspflegerin. 

Sie arbeitet in einer Wohngruppe für Behinderte und erzählt von einer Bewohnerin, Monika, die abends voll mit vielen unverarbeiteten Eindrücken von der Arbeit nachhause kommt. Da sie sich nur schwer ausdrücken kann, läuft sie ihre Erregung im Wohnzimmer ab, hin- und her, unruhig und erregt. Das kann auch gut ne halbe Stunde dauern bis sie sich wieder beruhigt.

Wenn Eva gerade da ist, setzt sie sich ruhig aufs Sofa, und konzentriert sich auf Monika und ihre eigene Kraft. Sie ist da, mit voller Aufmerksamkeit. Und wenn sie ganz in ihrer Ruhe und Kraft ist, dann strahlt das auf Monika aus. Es dauert dann nur ein paar Minuten und Monika setzt sich zu ihr und manchmal teilt sie etwas, das sie beschäftigt. Und Eva ist ganz bei ihr und hört zu. Und danach kann Monika kann auch wieder  teilhaben am WG-Leben.

Das klingt so einfach, nur auf dem Sofa sitzen... 

Aber wenn Eva selbst in sich keine Ruhe findet, dann klappt das nicht, Monika bleibt unruhig. Manchmal wird sie sogar noch aufgeregt und aggressiv, weil sie ihre Emotion anders nicht handeln kann. 

Evas arbeitet mit sich, ihrer Kraft und ihrer Persönlichkeit. 

Vielleicht ist das dann doch keine "normale" Arbeit... 




Von Azofra nach Granon

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Kommentare: 1
  • #1

    Bruno (Freitag, 24 September 2021 23:13)

    saustarkes Bild von der Sonnenblume!
    Ist das Eva oder Monika?
    Oder bin das ich?